Geschichte der Löschgruppe Hiddinghausen

von Löschgruppenführer a. D.

Oberbrandmeister Horst Schmidt (†)
altes_hiddinghausen_wappen

Um die Motive der 27 Gründer zu ergründen, will ich versuchen, das Umfeld und die Lebensbedingungen der Hiddinghauser Bürger um das Jahr 1911 darzustellen.

Die Tatsache, dass im Jahre 1911 Hiddinghausen zweigeteilt war, lässt den Schluss zu, dass dies sicher nicht hilfreich für die erste Hiddinghauser Bürgerinitiative namens Freiwillige Feuerwehr war.

Über die Zeit nach der Gründung und meine Recherchen in Archiven bestätigen meine Annahme. Unter Napoleon wurde die Zweiteilung der Gemeinde Hiddinghausen vorgenommen. Der westlich der Provinzialstraße Witten – Barmen, heute Wittener Straße, gelegene Teil Hiddinghausens wurde als Hiddinghausen Il zur Maire Sprockhövel und der östliche Teil mit der offiziellen Bezeichnung Hiddinghausen I zur Maire Haßlinghausen geschlagen.

Zur Maire Haßlinghausen gehörten auch die Gemeinden Herzkamp und Linderhausen.

Nach den Befreiungskriegen 1813 – 1815 wurde aus dem Maire Haßlinghausen das Amt Haßlinghausen und aus Maire Sprockhövel das Amt Sprockhövel.

Ausgenommen von der Zweiteilung waren Schule, Kirche und Feuerwehr.

Die Hiddinghauser Gemeinden hatten 1911 ca. 1.100 Einwohner.

Nun zurück in die Zeit um die Gründung der Feuerwehr.

 

In Hiddinghausen fand man fast ausschließlich bäuerlich und handwerklich ausgerichtete Strukturen. Sieht man sich die Berufe der Gründer an, leider sind nicht alle bekannt, findet man die Annahme bestätigt. Da wären zu nennen:

Carl Stolte                                                                    Bäckermeister und Landwirt

Rudolf Vogelbruch                                                     Bergmann und Landwirt

Heinrich Ostholt                                                          Schuhmachermeister

Richard Windgasse                                                    Malermeister

Heinrich Reschop                                                      Gastwirt und Landwirt

Wilhelm Windgasse                                                   Bergmann

Fritz Berges                                                                  Bergmann

Ewald Schluckebier                                                   Malermeister

Fritz Wahl                                                                     Schmiedemeister

Heinrich Gräfe                                                             Landwirt

Karl Schievelbusch                                                    Gastwirt und Landwirt

Heinrich Aufermann                                                  Landwirt und Viehhändler

Nicht alle landwirtschaftlichen Betriebe ernährten die Menschen ausreichend. Viele Besitzer kleinerer Betriebe, die sogenannten Kötter, arbeiteten im Hauptberuf im Steinkohlenbergbau. Auch Fuhrleute kamen vielfach von den Kotten.

Nach schwerer Arbeit auf dem Pütt und langen Fußwegen wartete die weitere sicher nicht immer leichte Arbeit auf dem Kotten. Die Arbeiten mussten oft nur mit einfachen Handwerkzeugen und –geräten verrichtet werden.

Auf Hiddinghauser Gebiet war die Zeche Barmen mit ca. 300 Beschäftigten und einer Jahresförderung von ca. 40.000 Tonnen die größte Anlage. In Haßlinghausen, dicht an der Grenze zu Hiddinghausen, befand sich die Zeche Deutschland. Auf den zwei Schächten Beust und Uhlenberg waren ca. 1.000 Kumpel in Lohn.

Auch auf Zechen in anderen Nachbargemeinden, z.B. Bommern, fanden Hiddinghauser Arbeit.
Etwa seit 1906 wurden die ersten Hiddinghauser Haushalte mit elektrischem Strom von der Kraftstation Ahlenbecke, an der 1905 eingeweihten Ennepe-Talsperre, beliefert. Zeitgleich begann auch die Versorgung mit Leitungswasser. 1906 waren 19 Hiddinghauser Haushalte an die Versorgungsleitung an der Provinzialstraße angeschlossen. Die Feuerwehr fand Unterflurhydranten im Abstand von ca. 500 Metern vor!

Nach dem Bau der Eisenbahnlinie Wichlinghausen – Hattingen über Sprockhövel, die 1884 in Betrieb ging, wurde
die Linie Schee – Silschede 1889 eingeweiht. Damit war auch Hiddinghausen an das Eisenbahnnetz angeschlossen.

Die in den Jahren 1910 – 1912 gebaute Bahnlinie Bossel – Blankenstein tangierte die Zeche Barmen. Die 1906 gebaute Schmalspurbahn durch Hiddinghausen entlang der Provinzialstraße von der Zeche Barmen zum Bahnhof Hiddinghausen wurde dann nicht mehr benötigt und 1911 stillgelegt. Die Bahn wurde von den Hiddinghausern „Klingelbahn“ genannt. Am 1. Oktober 1911 fuhr die erste „Elektrische“ von Barmen nach Hiddinghausen. Man hatte Anschluss an die weite Welt! Trotz des dichter werdenden Eisenbahnnetzes hatten die Fuhrleute dieser Zeit eine gute Konjunktur. Mit ihren Gespannen brachten sie die Kohlen von den Zechen zu den Abnehmern in Barmen, Elberfeld, Cronenberg, Remscheid, Solingen und das Bergische Land. Zur Versorgung der Fuhrleute und Pferde fand man an der Provinzialstraße im Abstand von ca. 400 Metern eine Gastwirtschaft. Die Dichte war größer als die der Unterflurhydranten!

Wie überliefert ist, lebten die Menschen dieser Zeit recht anspruchslos.

Zum Frühstück gab es „Äpelschieven“ (Bratkartoffeln), Schwarzbrot mit Butter und Rübenkraut. Man war Selbstversorger und lebte von dem, was Klima und Bodenqualität der Felder und Gärten hergaben. Fast zu jedem Haushalt gehörte ein großer Garten, Hühner und Schweine. Nur an Sonn- und Feiertagen gab es was Besonderes. Außerhalb der Arbeit traf man sich zu Hochzeiten, beim Tanz, bei Kriegerfesten und auf der Wittener Zwiebelkirmes.

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